Diese kleine Gebrauchsdefinition für Bezeichnungen i.R.d. Drogenpolitik soll Anregungen geben dafür, wie verschiedene Begriffe zu interpretieren sind. Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder medizinische Richtigkeit, sie soll als Orientierungshilfe in der akzeptierenden und präventiven sowie akuten Beratung bzw. in Publikationen dienen. Die Sortierung erfolgt alphabetisch.

„Der Begriff ‚Drogenpolitik‘ bezog sich bis zum Ende des letzten Jahrhunderts nur auf illegale Drogen, die im Mittelpunkt des politischen Interesses standen. Es gab keine vergleichbare Konzeption für eine Alkohol- oder Tabakpolitik oder für eine substanzübergreifende ‚Sucht‘-Politik. Seit einigen Jahren stehen Störungen durch legale psychotrope Substanzen (z. B. Alkohol, Tabak und Medikamentenmissbrauch) und substanzübergreifende Aspekte (z. B. in der universellen Prävention oder bei Patienten mit Mehrfachmissbrauch) sowie seit einiger Zeit auch stoffungebundene Süchte (z. B. pathologisches Glücksspiel) stärker im Mittelpunkt des politischen Interesses. Aus diesem Grunde werden zunehmend die Begriffe ‚Drogen- und Suchtpolitik‘ oder ‚Suchtpolitik‘ anstelle von ‚Drogenpolitik‘ verwendet. Wegen der Unterschiede in den politischen Zielen und Strategien hinsichtlich legaler und illegaler Substanzen wird in Deutschland vorzugsweise der Begriff ‚Drogen- und Suchtpolitik‘ verwendet. Darüber hinaus hat sich das Blickfeld vom ursprünglichen Hauptinteresse an der Substanzabhängigkeit auch hin zu riskantem und schädlichem Konsumverhalten und damit zu einem weitergehenden Verständnis einer Gesundheitspolitik für substanzbezogene Störungen und Risiken erweitert. Die deutsche Sprache kennt dafür allerdings keinen Kurzbegriff, so dass vor allem der (unzureichende) Begriff der ‚Suchtpolitik‘ weiterhin Verwendung findet. Für die jährlichen Berichte der Deutschen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (DBDD) hat das zur Folge, dass teilweise auch auf legale Substanzen und gemeinsame Strategien für legale und illegale Substanzen eingegangen werden muss. Eine Trennung ist an vielen Stellen aufgrund der fachlichen und politischen Entwicklung nicht mehr möglich.“
– Tim Pfeiffer-Gerschel, Lisa Jakob, Daniela Stumpf IFT Institut für Therapieforschung, Axel Budde, Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Christina Rummel, Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen: Bericht 2014 des nationalen REITOX-Knotenpunkts an die EBDD 1.1.1 Begriffsdefinition; S. 33 -
Psychische Hingezogenheit zu Konsum mit dem dringenden Wunsch, Konsum zu wiederholen oder fortzusetzen. Eine Form der Konsumstörung, die zu schädlichem Konsum führen kann.
Pflanzliche oder chemische Stoffe/Zubereitungen gemäß Betäubungsmittelgesetz (BtMG), welche hauptsächlich dahingehend wirken, dass sie die Reizweiterleitung im Nervensystem verändern, verlangsamen oder unterbinden.
Pflanzliche oder chemische Stoffe oder Zubereitungen, die sowohl zu Heilzwecken, als auch zu Rauschzwecken genutzt werden können. Drogen besitzen biochemische Eigenschaften, die physische Veränderung bewirken können.
Zweckmäßiger Konsum von Substanzen, die eine psychische und/oder physische Veränderung bewirken.
Nicht zeitgemäße Bezeichnung für die Konsumstörung im Sinne von Abhängigkeit oder Sucht. Der Begriff sollte keine Verwendung finden.
Im Rahmen einer Prohibition der nicht rechtssichere Verzicht auf strafrechtliche Verfolgung von Nutzern psychoaktiver Substanzen.
Rechtssicherer Verzicht auf strafrechtliche Verfolgung von Nutzern psychoaktiver Substanzen innerhalb einer Prohibition aufgrund besonderer gesetzlicher Bestimmungen.
Revidierung eines Abhängigkeitsverhältnisses bzw. einer Konsumstörung durch Änderung von Selbstwahrnehmung und Handlungsmustern.
Entgiftung des Körpers, physischer Verzicht auf den schädlichen Konsum.
Wiederherstellung eines körperlichen und geistigen Zustandes, der subjektiv und auch in ärztlicher Begutachtung als gesund empfunden wird, z.B. nach Beendigung von Abhängigkeit oder Sucht durch Entwöhnung, Entzug, Therapie.
Konsum zum Zwecke der Verbesserung der subjektiven Befindlichkeit, welcher keinen namhaften psychischen oder physischen Schaden verursacht. Der Begriff wird oft in Zusammenhang mit dem Konsum legaler psychoaktiver Substanzen gebraucht, z.B. Koffein, Nikotin, Alkohol.
Zuführung von physischen Stoffen oder externen Reizen (auch audiovisuell) zum Körper.
Einmalige oder anhaltende Konsumform, die namhafte Schäden an Körper und/oder Bewusstsein verursacht. Schädlicher Konsum ist nicht unbedingt substanzgebunden, er kann sich auch durch schädliche Verhaltensweisen äußern.
Freistellung von Rauschmitteln aus der Prohibition durch geeignete gesetzliche Regelungen.
Zugangsbeschränkung für Drogen, Rauschmittel und Rauschgifte durch gesetzlich verankerte Verbote und Sanktionsmaßnahmen.
Auch: Psychotrope Substanzen. Wirkstoffe und stoffliche Verbindungen, die geeignet sind, Bewusstseinszustände und die Selbst- bzw. Realitätswahrnehmung zu verändern. Aufgrund der Gesetzeslage unterscheidet man legale und illegale PAS.
Wirkstoffe und stoffliche Verbindungen nach dem Neue-Psychoaktive-Stoffe-Gesetz (NPSG), die vorwiegend durch Herstellung (Chemie) oder Neuentdeckung (Biologie/Botanik) in Gebrauch kommen.
Der einem Verbot zuwiderlaufende Attraktor und damit verbundene Konsumanreiz.
Rückabwicklung von Legalisierungs- und Regulierungsbestimmungen zum Nachteil von Rauschmittelnutzern.
Pflanzliche oder chemische Stoffe oder Zubereitungen oder endokrine Stoffverbindungen, welche in ihrer Wirkung die Selbstwahrnehmung, den Bewusstseinszustand oder die Weltsicht verändern.
Rauschmittel, die neben der berauschenden auch eine toxische Wirkung entfalten und zu namhaften Schäden an Körper und Bewusstsein führen können.
Psychisches und/oder physisches Verlangen, Konsum oder bestimmte Verhaltensweisen zu wiederholen oder fortzusetzen, obschon die Folgen schädlichen Konsums/Verhaltens bekannt sind, einhergehend mit dem Unvermögen, den Konsum oder das Verhalten aus eigener Kraft zu drosseln oder einzustellen. Sucht ist die extreme Form der Konsumstörung.
Subjektiv empfundene Wirkungsminderung bei Drogen und Rauschmitteln durch den Körper bei wiederholter oder anhaltender Zuführung von Wirkstoffen.