Fällt Cannabis unter das Waffengesetz?

Spoiler: Natürlich nicht. Auch, wenn manche Verwaltungsangestellte und -beamte das sicher gern so hätten.

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Bereits zu Beginn des Frühlingsfestes auf dem "Cannstatter Wasen" fielen Verbotsschilder auf, die in aller Eile nur wenige Tage nach der Entkriminialisierung von Besitz und Konsumformen hastig zusammengestellt wurden, um nur ja kein Cannabis auf dem Festplatz zu haben. Man befürchtete, "Die Kiffer" könnten den trinkfreudigen Besuchern das Fest "vermiesen". Dabei fing das Frühlingsfest so geschichtsträchtig am 20.04.2024 (4/20) an. Aber das ist Schnee von gestern. Oder vorgestern, je nach dem ...

Aber das hat in Stuttgart durchaus eine gewisse, neumodische Tradition. In puncto Verbotshysterie fällt die Stadt Fellbach im Nordosten Stuttgarts gerade unangenehm auf.  Hier wird Cannabis nicht nur als "ungesund" bezeichnet wie nebenan in Bergdeutschland, sondern man setzt noch eins drauf. Da hat bei der Schildergestaltung mal wieder so ein richtiger Experte zugeschlagen, wie es scheint.

Nun soll der 25. Fellbacher Herbst begangen werden, ein fünftägiges Erntedankfest. Erntedank feiern auch gerade viele Outdoor-Grower, aber die sind nicht eingeladen. Natürlich darf jeder bis zu 25g Cannabis in der Tasche haben, aber zeigen ist verboten. Konsumieren erst recht. Und damit das auch wirklich klar wird, hat man das Cannabis auch gleich mal auf den Verbotsschildern optisch gleichgestellt mit Schusswaffen und gefährlichen Gegenständen. Da prangt das hübsche Blättchen nun neben Pistole, Kampfmesser, Baseballschläger, Reizgasspray und Taser und suggeriert dem unbeleckten Festplatzbesucher, wo er das "Verliererkraut" gefahrenmäßig einzuordnen hat. Jeder Vier-Buchstaben-Presse-Leser weiß jetzt: Das Zeug ist höllisch gefährlich! Hinweise auf Opioide, Aufputschmittel oder missbräuchlichen Alkoholkonsum findet man nicht.

Cannabisverbot Waffengesetz

Jetzt stehen die gefürchteten "Messermänner" also in der Gewichtung nun auf derselben Stufe wie die "Bubatzmänner", zumindest legt dieses absolut kranke Schild das nahe. Der Hinweis auf das WAFFENGESETZ darf da natürlich (aus informativen und dramatischen Gründen) nicht fehlen.

Was muss in den Köpfen von Schildbürger-Verwaltungskräften vorgehen, während sie solche schwerst diskriminierenden Schilder entwerfen und für den Druck freigeben? Aber was will man erwarten von einer Stadt, die auf ihrer offiziellen Website im Menü extra eine Kategorie hat, die "Wein & Genuss" heißt? 5 von 35 Mitgliedern im Gemeinderat sind Grüne, und ebenso 5 sind SPDler, könnte man da nicht etwas Verständnis erwarten? Nicht in BW ... also besteht dort der Gemeindedrat zu fast 1/3 aus Mitgliedern der Ampelparteien und trotzdem ist es möglich, solchen Unsinn zu verzapfen? Könnte man auch die OB fragen, aber die sitzt ja im Aufsichtsrat der städtischen "Fellbach Event & Location GmbH", die Fäden zieht dort allerdings der Erste Bürgermeister. Nachfrage dürfte zwecklos sein.

Solange solche Schilder-Machwerke in der Öffentlichkeit hängen und weiterhin Cannabis als "gefährlich" betiteln oder darstellen, werden die freiheitlichen Grundrechte von MILLIONEN KONSUMENTEN mit Füßen getreten und eine wirkliche Entkriminalisierung findet nur auf dem Papier statt.

Wie lange wird sich die Gruppe der Freizeit- und Medizinalkonsumenten diese menschenverachtenden Umgangsformen noch gefallen lassen?