Lebensgefahr durch Cannabis?

Die reprohibitionistische Medienlandschaft geht mal wieder steil. "Schüler nach Verzehr von Cannabiskuchen vergiftet" - so liest sich ein Artikel der BZ vom 24.11.2024

THC im Kuchen

Bild: Screenshot von https://www.bz-berlin.de/berlin/spandau/cannabis-kuchen-schueler-klinik

Was war passiert?

Eine Klasse von volljährigen (!) Auszubildenden im Pflegeberuf hatte in der Fachschule eine Geburtstagsfeier organisiert, zu der irgendwer ein Edible mitbrachte, nämlich ein "Törtchen", das THC enthielt. Also gab es ein fröhliches Rauscherlebnis für alle, die von dem Kuchen genascht hatten. Über die Dosierung wurde nichts bekannt.

Offensichtlich fühlte sich jemand genötigt, den Notruf zu wählen und die Feuerwehr rückte mit Rettungswagenflotte an. Die Polizei fertigte eine Anzeige wegen "gefährlicher Körperverletzung" gegen Unbekannt. Riesendrama, 14 junge Erwachsene wurden in umliegende Krankenhäuser verteilt. "Vergiftungserscheinungen"

Die Zeitung schreibt [Zitat]: Gegen 14.30 Uhr wurde die Berliner Feuerwehr am Freitag in die Schönwalder Allee gerufen. Das Einsatzstichwort lautete „Massenanfall an Verletzten“. Ein alarmierter Notarzt meldete von vor Ort, dass volljährige Schüler einer Ausbildungsklasse für Pflegeberufe berauscht waren. „Leichte Vergiftungserscheinungen“, heißt es im Einsatzprotokoll. [/Zitat]

Nun, man muss sich fragen, was da wirklich los war.

  • Wie viel THC war da insgesamt im Spiel?
  • Wurde der fragliche Kuchen schon zur Mittagszeit verspeist (Wirkungsverzögerung)?
  • Wie hoch war die Dosis für jeden, der von dem "Törtchen" gegessen hat?
  • Wie erzeugt man mit THC "Vergiftungserscheinungen"?

Der Aufmarsch an RTW, Polizei und Feuerwehr (sicher um die 20 Einsatzfahrzeuge, eher mehr) hätte vielleicht vermieden werden können, wenn jemand vor Ort gewesen wäre, der sich mit Rauschmitteln auskennt. Der hätte den jungen Menschen klargemacht, dass wir jetzt alle zusammen einen starken Kaffee trinken, uns ein bisschen in die Ecke plunzen, chillige Musik hören und zum Abendessen dann völlig entspannt nach Hause gehen. Vorausgesetzt, es handelte sich bei dem Rauschmittel um Cannabis und nicht um chemische Bestandteile. Aber so ein "Schüler im Krankenhaus!" Artikel macht sich natürlich gut, wenn man die entsetzlichen Gefahren des THC anprangern möchte.

FYI: VERGIFTUNGSERSCHEINUNGEN erzeugt man mit toxischen Substanzen. THC ist nicht giftig. Es ist allenfalls psychoaktiv, initiiert also Rauschzustände. Diese verlaufen regulär völlig harmlos. Menschen, die üblicherweise kein THC konsumieren, sollten beruhigt und ggfs. betreut werden, bis das Rauscherlebnis abklingt. Eine medizinische Notfallbehandlung ist nicht erforderlich. Dafür braucht es nicht die Feuerwehr.

Anmerkung: In einem anderen Artikel [Tagesschau -> LINK] hieß es, die Schüler hätten "Halluzinationen" gehabt, allerdings erzeugt Cannabis selbst in hoher Dosierung keine Halluzinationen. Von daher ist die Nachrichtenlage unklar.