Medizinischer Einsatz von Cannabis

Gern würde die CDU/CSU/SPD Regierung die Nutzung von Cannabis wieder verbieten, mindestens jedoch drastisch behindern. Dabei ist Cannabis eine wahre Wundermedizin. Das gefällt Pharmaunternehmen natürlich nicht besonders. Was kann das Kraut eigentlich?

Medizinalcannabis

1) CANNABINOIDE

Die Verwendungsmöglichkeiten von Cannabis in der Naturarznei sind vielfältig. Hauptsächlich die Cannabinoide erzielen den medizinischen Benefit. Hier einige der Wirkungsspektren:

Kurz Name Wirkung
CBC Cannabichromen
C21H30O2
Beruhigend, unterstützt schmerzlindernde Wirkung von THC, entspannend bei Epilepsie, antibiotisch bei MRSA-Keimen
CBD Cannabidiol
C21H30O2
Entkrampfend, muskelentspannend, angstlösend, beruhigend, antipsychotisch, übelkeitslindernd, leicht immunsuppressiv
CBG Cannabigerol
C21H32O2
Neuroprotektiv, konzentrationsfördernd, übelkeitshemmend, antibiotisch bei multiresistenten Staphylokokken, Blasenkontraktionshemmend (bei Blasenstörung). Möglicher Wirkungsverstärker für THC
CBL Cannabicylol
C21H26O2
Entzündungshemmend, Verstärkung von Medikamentenwirkungen (positiv wie negativ)
CBN Cannabinol
C21H26O2
Leicht psychotrop. Förderung des ruhigen Schlafes (bei Schlafstörungen jeder Art), beruhigend, Förderung der Hautgesundheit
CBND Cannabinodiol
C21H26O2
Leicht psychotrop. Kann THC-Wirkung verstärken. Unterstützend bei neuropsychischen Störungen.
Auch bekannt als CBDL (Cannabindinodiol)
CBT Cannabitriol
C21H30O4
Möglicher Antagonist zu THC, nicht ausreichend erforscht, kann in der Schmerztherapie die Rauschwirkung von THC lindern.
THC Δ9-trans-
Tetrahydrocannabinol
C21H30O2
Psychoaktiv, berauschend. Wirkt beruhigend, entspannend, antispastisch, schmerzlindernd und immunitätssstärkend, im Rausch euphorisierend. Auch: Hemmung des Krebszellenwachstums, Schlafförderung, Senkung des Augeninnendrucks, Magenberuhigung, Appetitsteigerung, Luststeigerung. Beinhaltet zahlreiche Metaboliten, wird im Körper zu Δ11-THC verstoffwechselt.
THCV Tetrahydrocannabivarin
C19H26O2
Gegen Übergewicht, ergänzend mit z.B. Metformin bei der Behandlung von Diabetes

In der Tat kann die Hanfpflanze für eine Vielzahl von Erkrankungen Linderung und  eine subjektive Verbesserung des Wohlbefindens bringen. Darum ist es grundfalsch, den niedrigschwelligen Zugang zu Cannabis zu verbieten. Hier eine (unvollständige) Liste an Krankheiten, die mit Cannabis behandelt werden:

Allergische Diathese, Angststörung, Appetitlosigkeit, Abmagerung, Armplexusparese, Arthrose, Asthma, ADHS, Autismus, Barrett-Ösophagus, Blasenkrämpfe, Blepharospasmus, Borderline-Syndrom, Borreliose, Chronische Polyarthritis, CFS, CWS, Chronisches Schmerzsyndrom, Cluster-Kopfschmerzen, Colitis ulcerosa, COPD, Depressionen, Epilepsie, FBS-Syndrom, Fibromyalgie, Glaukom,  HIV, HWS- / LWS-Syndrom, Hyperhidrosis, Kopfschmerz, Krebs, Lumbalgie, Lupus erythematodes, Migräne, Mitochondropathie, Morbus Bechterew, Morbus Crohn, Morbus Scheuermann, Morbus Still, Morbus Sudeck, Multiple Sklerose, Neurodermitis, Parkinson, PNKD, Polytrauma, PTBS, Psoriasis, Psychiatrische Erkrankungen, Reizdarm, Rheuma, Sarkoidose, Schlafstörungen, Syringomyelie-Spastik, Sklerodermie, Tetraspastik bei Cerebralparese, Thalamussyndrom nach Apoplex, Thrombangitis obliterans, Tics, Tourette-Syndrom, Trichotillomanie, Zervikobrachialgie, Zustand nach SHT, Zwangsstörung

Cannabis in der Medizin

2) FLAVOALKALOIDE / FLAVONOIDE / CANNAFLAVINE

Cannabis wird meist mit Phytocannabinoiden wie dem psychotropen Tetrahydrocannabinol (THC) in Verbindung gebracht. Forschungen zeigen, dass andere Bestandteile – Terpene und Flavonoide – die therapeutische Wirkung beeinflussen, was Entourage-Effekt genannt wird. Obwohl die farbigen Flavonoide im Pflanzenreich weit verbreitet sind, ist wenig über deren medizinische Wirkungen bekannt. 

Analytische Chemiker der Stellenbosch University haben in einer neuen Untersuchung seltene phenolische Verbindungen — sogenannte Flavonoide — erstmals in Cannabisblättern nachgewiesen. Die Forscher identifizierten insgesamt 79 phenolische Verbindungen in drei kommerziell angebauten Cannabis‑Sorten aus Südafrika. Von diesen Verbindungen wurden 25 erstmals in Cannabis berichtet, 16 davon wurden vorläufig als Flavoalkaloide klassifiziert. Die Ergebnisse wurden kürzlich im Journal of Chromatography A veröffentlicht.

Flavonoide kommen in den meisten Geweben der Cannabispflanze vor, wie im Keimling, den Blättern, Blüten und Früchten. Keine Flavonoide sind dagegen in Wurzeln und Samen enthalten. Das Flavonoidprofil der blütennahen Hochblätter variiert dabei im Laufe der Entwicklung. Wie bei anderen Pflanzen hängt der Flavonoidgehalt von Cannabis sativa von Umweltfaktoren ab.

Pflanzen nutzen Flavonoide zur Abwehr von Krankheitserregern, als Lockstoff für bestäubende Insekten und zum Schutz vor ultravioletter Strahlung (UV-Strahlung). Aufgrund der Schutzfunktion hängt die Flavonoid-Biosynthese daher nicht nur von der Pflanzengenetik ab, sondern unterliegt auch Umwelteinflüssen wie Temperatur, Sonnenstrahlung, Niederschlag und Luftfeuchtigkeit.

Flavonoide nutzen nicht nur der Pflanze, sondern haben auch ernährungsphysiologische und medizinische Wirkungen. Pflanzliche Lebensmittel wie Gemüse, Früchte, Getreide und getrocknete Hülsenfrüchte sind reich an Flavonoiden. Beobachtungsstudien zeigten, dass regelmäßiger Verzehr dieser Lebensmittel Erkrankungen wie Diabetes, Krebs, Osteoporose, Herzkreislauf- und neurodegenerative Erkrankungen vorbeugen kann. Entdeckt wurden Flavonoide erstmals 1936 durch den Nobelpreisträger Szent-Györgyi Nagyrápolt. 

Flavonoide lassen sich in sechs Klassen einteilen:

  • Anthocyanidine
  • Flavan-3-ole
  • Flavonole
  • Flavanone
  • Flavone
  • Isoflavone

Zu den Wirkungen von Flavonoiden gehören:

  • Antikanzerogen (krebshemmend)
  • Antiinflammatorisch (entzündungshemmend)
  • Antioxidativ
  • Antithrombotisch (gerinnungshemmend)
  • Antidiabetisch (diabeteshemmend)
  • Neuroprotektiv
  • Antiparasitär
  • Antiviral
  • Wundheilungsfördernd
  • Anxiolytisch (angstlösend)
  • Antiödematös (ödemhemmend)

Flavonoide können bei einer Vielzahl verschiedener Erkrankungen und Leiden unterstützen, wie bei Entzündungen, Krebserkrankungen, Augenerkrankungen und neurodegenerative Erkrankungen. Manche Flavonoide können durch Hemmung der Kinase, einem Enzym, bei Virushepatitis, Krebs, Malaria, Autoimmunerkrankungen sowie entzündlichen Erkrankungen wirksam sein. Durch Kinasehemmung wirken sie immunsuppressiv und erhöhen als sogenannter Radiosensitizer die Empfindlichkeit des Tumorgewebes gegenüber einer Strahlentherapie.

Flavonoide im Cannabis

Cannflavine könnten daher viele therapeutische Eigenschaften haben. Bisher wurden die stark entzündungshemmenden Eigenschaften in präklinischen Studien untersucht. Der Zusammenhang zwischen der chemischen Struktur der Cannflavine und ihrer antientzündlichen, neuroprotektiven, antikanzerogenen, antiparasitären und antiviralen Wirkung ist bislang nicht vollständig aufgeklärt.

Wirkungen von Cannflavinen:

  • Antioxidativ
  • Antiinflammatorisch (entzündungshemmend)
  • Neuroprotektiv
  • Antikanzerogen (krebshemmend)
  • Antiparasitär
  • Antiviral

Präklinische Studien im „Reagenzglas“ und in Tiermodellen zeigen eine antikanzerogene Wirkung von Isocannflavin B, einem synthetischen Isomer von Cannflavin B. Isocannflavin B hemmt die Proliferation, also das Wachstum von östrogenabhängigen menschlichen Brustkrebszellen. Auch bei Bauchspeicheldrüsenkrebs zeigten sich in präklinischen Studien für Isocannflavin B gute Erfolge:Das Flavonoid verzögerte das Wachstum von lokalen Tumoren und Metastasen bei Bauchspeicheldrüsenkrebs und verlängerte das Überleben der Mäuse.

Die CB1- und CB2-Rezeptoren des Körpers können sich nicht nur mit den Endocannabinoiden und den Cannabinoiden der Hanfpflanze verbinden, auch mit Terpenen und Flavonoiden ist das möglich. Dadurch könnten ebenfalls entsprechende Wirkungen ausgelöst werden. Es wird davon ausgegangen, dass Flavonoide mit den Cannabinoiden und Terpenen zusammenarbeiten, um bestimmte Reaktionen auslösen zu können. Durch die Bindung an die Rezeptoren werden Flavonoide zu einem Teil des großen Entourage-Effekts. Dabei handelt es sich um eine Art Mechanismus. Dieser erklärt, warum die Synergie von unterschiedlichen Verbindungen der Hanfpflanze eine bessere Wirkung haben kann als die Wirkung der einzelnen Verbindungen alleine. Die Rezeptoren des Endocannabinoid-Systems können mit allen Cannabinoiden, Terpenen und Flavonoiden interagieren, die der Mensch konsumiert. Sie alle können ganz unterschiedliche Reaktionen im Körper auslösen. Am besten wirken sie aber zusammen, wenn der Entourage-Effekt entsteht.

Außerdem leistet Cannabis hervorragende Dienste in der Entwöhnung bei Suchtmechanismen z.B. bei synthetischen Rauschmitteln, aber auch bei Opiaten und Alkoholsucht.

Eine Möglichkeit, Cannabis als Arznei zu verwenden, ist die Verabreichung in Pillenform. Eine Anleitung dazu gibt es hier: [LINK]